LAbg. Ingrid Gady: Schulräume müssen Lebensräume für Kinder sein

Ich möchte die derzeit laufende, schon lange notwendige Debatte zur Gesamtschule zum Anlass nehmen, um mich für eine breite Strukturreform unseres Bildungssystems aussprechen. Ich möchte nicht länger zusehen, dass die Politik Chancen für eine gerechte Zukunft Schritt um Schritt verschlechtert.

Es lässt sich nicht mehr schön reden: Tabus und festgefahrene ideologische Strukturen müssen endlich aufbrechen. Jetzt besteht die Chance, wirklich zukunftsweisende und dringend notwendige Neuerungen und Veränderungen anzugehen. Gerade im Bereich der Bildung ist es höchst an der Zeit, endlich alle parteipolitischen und ideologischen Tabus zu brechen und gemeinsam in die Ausbildung der nächsten Generationen zu investieren.

Dazu gehört für mich eine sinnvolle Verwaltungs- und Strukturreform und eine Inkludierung des Kindergartensystems, um fließende Übergänge und vor allem Fördermöglichkeiten zu schaffen. Selektive Paradigmen haben ausgedient. Flächendeckende, ganztägige Schulformen zählen ebenso dazu wie eine humane Integrationspolitik. Unser Land braucht mehr gut ausgebildete ÖsterreicherInnen und ZuwandererInnen. Aber gerade in diesen Bereichen übertreffen einander die Verantwortlichen mit demagogischen Ideologiesprüchen anstatt mit zündenen Ideen und mutigen neuen Schritten.

Die jetzige Diskussion muss Fragen der pädagogischen Ausbildung ebenso abdecken wie Fragen nach Aufbau der Stundenpläne und Ablauf des Unterrichts, die Förderung Hochbegabter ebenso wie die Unterstützung von Minderheiten und sozial Benachteiligten, die Lehrer-Besoldung ebenso wie eine Bündelung der schulpolitischen Kompetenzen auf Bundesebene.

Als christliche Politikerin sehe ich mich dazu verpflichtet, auch im Bildungsbereich für mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit einzutreten. Dazu gehört für mich:

– Endlich grundlegende Überlegungen bezüglich der nötigen Veränderungen des Bildungssystems anzustellen, jenseits ideologischer Grenzen und Parteienhickhack.

– Im Sinne der Chancengleichheit eine gemeinsame Schule der sechs- bis vierzehnjährigen mit entsprechender innerer Differenzierung.

– Eine gute und fundierte Elternbildung und einen höheren Stellenwert der Vorschulpädagogik, denn die grundlegende Bildungsmotivation wird schon im Kleinkindalter gefördert oder behindert.

– Maßnahmen für eine öffentliche Aufwertung aller pädagogischen Berufe und gute fachliche Ausbildung. Die Umsetzung auch der besten Konzepte wird nicht gelingen, wenn die handelnden Personen nicht dafür geschult und motiviert sind.

Bildungsregion Hengist
Ich habe das Glück, in einer Region zu leben, die sich durch zahlreiche bestehende und bereits erfolgreich abgeschlossene Schulversuche geradezu als Modellregion anbietet.

Die Bildungsregion Hengist ist die intensive Zusammenarbeit aller Bildungseinrichtungen der Gemeinden Hengsberg, Lang und Lebring-St. Margarethen. Dazu zählen gemeinsame Projekte der Neuen Mittelschule und der Volksschulen im naturwissenschaftlichen und musisch kreativen Bereich, sowie die Zusammenarbeit im sportlichen Bereich, wobei ein Sportlehrer und ein Englischlehrer der NMS Lebring-St. Margarethen wöchentlich eine Stunde in jeweils einer Volksschule unterrichtet. Es gibt Nahtstellenkonferenzen aller Pädagogen/innen der Bildungsregion Hengist und eine schulartenübergreifende Fortbildung mit dem Thema Differenzierung im Unterricht.
Das Projekt „Nahtstelle Kindergarten-Volksschule“ nach dem Hengsberger Modell, in dem die zukünftige 1. Klasselehrerin wöchentlich einmal in den Kindergarten geht, um mit den zukünftigen Schulanfängern/innen zu arbeiteten und somit Übertrittsängste von vornherein abbaut, wird auch für Lang und Lebring- St.Margarethen angedacht.

Bildung ist nicht nur Standortfaktor, sondern ein wesentlicher Bestandteil eines gelungenen Lebens. Daher muss Bildungsgerechtigkeit eine dringende Forderung von uns allen sein.