LAbg. Ingrid Gady: Internationaler Tag des Ehrenamts

„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut, denn das allein unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen“. Johann Wolfgang Goethe


Ehrenamt bereichert. Nicht allein andere, auch einen selbst. Das erleben reifere Menschen nach ihrem Berufsleben; das erleben junge Leute vor ihrem Berufsleben. Eine werteorientierte, solidarische Zivilgesellschaft wird von engagierten Menschen in vielfältiger Weise mitgestaltet. Dieses organisierte Engagement ist in der Gesellschaft eine unverzichtbare Grundlage des Zusammenlebens der Demokratie in unserem Staat. Die Vielfalt der Bereiche (Soziale Dienste, Bildung, Katastrophendienste, Sport, Politik, Kultur usw.), in denen Freiwilligenarbeit realisiert wird, spiegelt die große Bedeutung wieder. Im Rahmen von ehrenamtlicher Tätigkeit werden Leistungen erbracht, die den sozialen, kulturellen, politischen und ökologischen Zusammenhalt und die wechselseitige Unterstützung von Menschen fördern.

Es braucht auch eine zwischen den Geschlechtern  gerechte Verteilung von Erwerbsarbeit, Haus- und Sorgearbeit im privaten Umfeld,  sowie Engagement im Gemeinwesen.  Zur Gewähr-leistung eines „guten Lebens für alle“  ist dies unumgänglich und nur möglich, wenn Modelle einer Neubewertung von Arbeit  in diesem Sinne geprüft und langfristig umgesetzt werden.

Wo immer sich Menschen ehrenamtlich engagieren, müssen sie sich ernst genommen fühlen. Die Ehrenamtlichen wollen nicht als „Melkkühe“ oder „Lückenbüßer“ ausgenützt werden, die Dinge erledigen sollen, die zu den originären Aufgaben des Staates gehören. Wo im hauptamtlichen Bereich zu sehr gespart wird, kippt auch das Ehrenamt.  Je ausgeprägter sich die Solidarität in einem Gemeinwesen zeigt, desto mehr lässt sich auch der Einzelne dazu motivieren.

Für unsere Gesellschaft stellt sich die Aufgabe, Teilzeitarbeit, Vorruhestand oder auch ein Dasein ganz ohne „Beruf“ so zu gestalten, dass diese Zeit nicht als Makel angesehen wird, sondern als Gelegenheit für andere „verdienstvolle“ Tätigkeiten, die durchaus befriedigen können und das „soziale“ Kapital mehren. Dazu zählen auch Tätigkeiten, die nicht unbedingt unter Erwerbstätigkeit fallen, sei es Hausarbeit, Artenpflege, Kinderbetreuung oder Kranken-besuche.

Es ist zu beobachten, dass Staaten mit dem größten Aufwand für soziale Verantwortung und Wohlfahrtspolitik, wie die Niederlande und Schweden, auch Spitzenreiter im unentgeltlichen Bürgerengagement sind. Werden die Sozialausgaben aber gekürzt, wie etwa in Deutschland oder den USA, sinkt auch die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu betätigen.